Die Jugend bezeichnet eine Lebensphase mit besonderen Entwicklungsaufgaben, die für die Integration oder Desintegration entscheidend sind. In dieser Phase werden Weichen für die berufliche und die soziale Integration gestellt. Sie bildet den Übergang in die Erwachsenengesellschaft. Das bedeutet, dass Jugendliche zunehmend mehr Verantwortung für sich selbst übernehmen müssen, aber gleichzeitig noch Schutz geniessen und einen vergleichsweise grossen Spielraum haben. Eingeschränkt wird dieser dadurch, dass ihr Verhalten in der Gesellschaft stark beachtet wird. Aktuell ist das Beispiel der «Jugendgewalt», die ein grosses Medienecho auslöste.
2003 leben 15’444 Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren im Kanton Solothurn. In Bezug auf die gesamte Wohnbevölkerung des Kantons sind das 6%. 1970 gehörten noch 8% zu dieser Bevölkerungsgruppe. Für die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen kann festgehalten werden, dass sie die mit dieser Lebensphase verbundenen Entwicklungsaufgaben meistern, und dass ihre Integration gelingt.
Die berufliche Integration ist eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben, die Jugendliche bewältigen müssen. Im Kanton Solothurn sind Jugendliche und junge Erwachsene überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Arbeitslosenquote der 15- bis 24-Jährigen liegt im Jahr 2004 mit 5.6% deutlich über der kantonalen Arbeitslosenquote von 3.6%. Die Jugendarbeitslosigkeit im Kanton ist aber auch im Vergleich mit der ganzen Schweiz mit einer Quote von 5.1% hoch. Besonders stark betroffen sind die 20- bis 24-Jährigen, von denen 6.6% als arbeitslos gemeldet sind (siehe Abbildung). Wie man in der Abbildung sieht, hat sich das Problem in den letzten Jahren erheblich verschärft.
Eine wichtige Herausforderung der Zukunft besteht deshalb darin, den Übergang ins Erwerbsleben zu unterstützen. Das gilt vor allem für den Eintritt in die nach-obligatorische Ausbildung und verstärkt für Jugendliche mit einem Migrationshintergrund. Sie haben bei der Suche nach einer Lehrstelle deutlich geringere Chancen als Schweizer Jugendliche [vgl. Haeberlin, Imdorf & Kronig 2004, 21].
Über Straftaten von Kindern und Jugendlichen gibt es nur bedingt statistische Angaben. Denn die Statistik der Strafurteile widerspiegelt in erster Linie die Strafverfolgungspraxis, nicht aber die tatsächlich begangenen Delikte.
Dennoch belegt die Statistik der Strafurteile im Kanton Solothurn einen deutlichen Zuwachs der Straftaten von Kindern und Jugendlichen. Der Anstieg beträgt zwischen 1999 und 2003 um 24% (Schweiz: 9%). Auch in der Jugendanwaltschaft des Kantons Solothurn stieg in diesem Zeitraum die Zahl neuer Fälle um 20%.
Nach Delikten steigt der Anteil der Urteile vor allem für Verstösse gegen das Strassenverkehrsgesetz und gegen das Betäubungsmittelgesetz. 2003 werden aber auch 67 Urteile wegen Gewaltstraftaten ausgesprochen, 24% mehr als 1999. Gesamtschweizerisch stieg diese Zahl im selben Zeitraum gar um 38% an.
Vor allem Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren werden häufig wegen Delikten verurteilt. 2003 gehören 81% der Täterschaft dieser Altersgruppe an, und die Zahl der Strafurteile steigt zwischen 1999 und 2003 um 42% von 340 auf 482 Urteile an (Schweiz: 17%).
Trotz dieses Anstiegs gerät dennoch nur ein geringer Teil der Jugendlichen mit dem Strafgesetz in Konflikt. Setzt man jene Täter/innen, welche in der Schweiz wohnhaft sind, in Bezug zur gleichaltrigen Bevölkerungsgruppe, zeigt sich: 2003 wurden rund 3.9% der Schweizer Jugendlichen und 9.8% der ausländischen Jugendlichen nach Jugendstrafrecht verurteilt.
Die effektive Entwicklung des Alkohol- und Tabakkonsums bei Jugendlichen lässt sich nur gesamtschweizerisch nachzeichnen. Für den Kanton Solothurn gibt es für 2002 eine eingeschränkte Bestandesaufnahme.
Im Kanton Solothurn konsumiert in allen Alterskategorien mehr als die Hälfte der Personen regelmässig Alkohol, auch bei den 15- bis 34-Jährigen. Werden neben der Konsumhäufigkeit auch Anzeichen einer Abhängigkeit berücksichtigt [gemäss AUDIT, siehe Sozialbericht, Kapitel Gesundheit mit Vertiefung Sucht], sind nach gesamtschweizerischen Daten die 15- bis 24-Jährigen am meisten betroffen, bei den Männern 29%. Mit zunehmendem Alter sinkt dann diese Quote des problematischen Trinkkonsums (siehe Abbildung).
Zwar hat sich bei den 15- bis 24-Jährigen in der Schweiz der tägliche Alkoholkonsum zwischen 1997 und 2002 eher reduziert. In derselben Zeit ist aber der ein- oder zweimalige Alkoholkonsum pro Woche stark angestiegen, vor allem bei den Männern. Dies mag ein Beleg für zunehmendes Rauschtrinken am Wochenende sein [Interview mit Ambros Uchtenhagen, Sozialbericht, Kapitel Gesundheit mit Vertiefung Sucht].
Knapp ein Drittel der Bewohner/innen im Kanton Solothurn rauchen. Der Tabakkonsum der Frauen ist nur unwesentlich geringer (30%) als jener der Männer (33%). Eine Analyse nach Alter zeigt, dass die 15- bis 34-Jährigen wie auch die 35- bis 49-Jährigen mit 38% Anteil an Rauchenden am meisten rauchen. Gesamtschweizerische Daten weisen bei den 15- bis 24-Jährigen zwischen 1997 und 2002 einen steigenden Konsum nach: der Anteil der Raucher hat um 4 Prozentpunkte, derjenige der Raucherinnen um 9 Prozentpunkte zugenommen.
Verwendete Literatur:
Gmel, Gerhard (2000). Gesundheitsrelevante Verhaltensweisen. In: Bundesamt für Statistik (Hg.). Gesundheit und Gesundheitsverhalten in der Schweiz 1997.
Neuenburg: Bundesamt für Statistik, 37-45.
Haeberlin, Urs; Imdorf, Christian; Kronig, Winfried (2004). Chancenungleichheit bei der Lehrstellensuche. Der Einfluss von Schule, Herkunft und Geschlecht. Synthesis. Bern, Aarau: Leitungsgruppe des NFP 43 in Zusammenarbeit mit dem Forum Bildung und Beschäftigung und der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF).